Gesundheitsblog Dezember 2018
Wenn der Winter aufs Gemüt schlägt
Die Tage werden kürzer, gefühlt ist es draußen nur für ein paar Stunden noch richtig hell. Hinzu kommen ein grauer Himmel und Nieselregen: Die dunkle Jahreszeit drückt vielen Menschen aufs Gemüt. Sie sind antriebslos, es fehlt an Energie, dafür macht sich übermäßige Traurigkeit breit. Ein ausgeprägtes Schlafbedürfnis ist ebenso häufige Begleiterscheinung wie gesteigerter Appetit, vor allem auf Süßes. Hinter der jahreszeitlichen Stimmungsveränderung kann der so genannte Winterblues oder sogar eine spezielle Form von Depression, die Herbst- und Winterdepression, stecken, die vor allem etwas mit Lichtmangel zu tun hat.
Im Winter fehlt unserem Körper das Tageslicht, das für viele Stoffwechselvorgänge von großer Bedeutung ist. Der Mangel an Tageslicht hemmt die Produktion des Hormons Serotonin, das als „Wohlfühlhormon“ bekannt ist und stimmungsaufhellend wirkt. Gleichzeitig schüttet der Körper bei Lichtmangel zu viel vom Schlafhormon Melatonin aus – Müdigkeit ist die Folge. Die innere Uhr gerät außer Takt. Die Menschen werden müde, schlapp und die Laune sinkt.
„Nur“ Winterblues oder eine echte Depression?
Die Ausprägung der Beschwerden hilft, zwischen dem Winterblues – Fachleute nennen ihn subsyndromale SAD (s-SAD) – einer harmloseren, weil deutlich schwächeren Form, und einer echten Depression zu unterscheiden. Charakteristisch für die Winterdepression ist der wiederkehrende Rhythmus der Beschwerden in der dunklen Jahreszeit. Treten diese innerhalb von fünf Jahren in drei oder mehr Wintern auf, kann man von einer Winterdepression sprechen, die das Alltags-, Familien- und Berufsleben spürbar beeinträchtigen kann. In schweren Fällen beeinträchtigt sie auch die Leistungen am Arbeitsplatz, mitunter ist ein geregelter Arbeitstag nicht mehr möglich, ebenso ist das Familienleben betroffen. Für eine Depression müssen zudem immer mehrere Faktoren zusammenkommen - das fehlende Tageslicht, das auf die Stimmung drückt, reicht allein nicht. Zu diesen Faktoren zählen psychische, psychosoziale, aber auch genetische Komponenten wie eine familiäre Veranlagung.
Menschen, die unter Winterdepression leiden, sollten sich professionelle Hilfe suchen. Es gibt einige Behandlungsmöglichkeiten, die Erfolg versprechen. Zu ihnen gehört die Lichttherapie, die wichtigste Therapieoption für Betroffene. Bei ihr sitzt der Patient zwei Wochen lang täglich vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang jeweils maximal eine Stunde vor einem Lichtgerät mit etwa 2.500 Lux. Auf diese Weise wird der Tag künstlich verlängert. Es kann auch eine stärkere Lichtquelle von 10.000 Lux eingesetzt werden, dann reichen bereits 30 Minuten Lichttherapie am Tag aus. Bei schweren Winterdepressionen ist auch eine medikamentöse Behandlung angebracht. Hinzugezogen werden kann außerdem eine psychotherapeutische Unterstützung.