Gesundheitsblog Januar 2020
Tinnitus: Unruhe im Ohr
Es brummt, summt, rauscht oder zischt. Es piepst, pocht, pfeift oder klingelt. So beschreiben Tinnitus-Patienten die Geräusche, die sie in einem oder auch in beiden Ohren wahrnehmen - und das meist sowohl am Tag als auch in der Nacht. Manchmal etwas schwächer, bei Stress auch mal etwas stärker. Glücklicherweise verschwindet die Unruhe im Ohr in den meisten Fällen wieder. Doch selbst wenn sie bleibt, können Betroffene lernen, gut damit zu leben.
Was ist ein Tinnitus und wie äußert er sich?
Der Tinnitus ist ein Phantomgeräusch, das losgelöst von einer Schallquelle entsteht, sodass unsere Mitmenschen ihn nicht wahrnehmen können. Salopp erklärt handelt es sich dabei um eine Fehlverarbeitung von akustischen Signalen im Gehirn. Der Tinnitus ist allerdings keine Erkrankung im eigentlichen Sinne, sondern „nur“ ein Symptom. Dabei unterscheiden sich sowohl die Geräusche als auch der Wahrnehmungsgrad von Patient zu Patient: Für manche fühlt es sich so an, als ob das Geräusch direkt im Kopf entsteht. Für andere, als würde es von außen kommen. Es kann in vorübergehenden Phasen auftreten, in wellenartigen Intervallen oder auch dauerhaft vorhanden sein. Manchmal ist es kaum zu hören, dann wieder sehr laut. Ein Tinnitus kann, muss aber nicht mit einem Hörverlust oder Verschlechterung des Hörvermögens einhergehen. Und längst muss nicht jedes Ohrgeräusch zwangsläufig ein Tinnitus sein, weshalb die endgültige Diagnose nur ein Arzt stellen kann. Hätten Sie es gewusst? Der Begriff Tinnitus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „klingeln“.
Es klingelt im Ohr – was nun?
In den meisten Fällen verschwinden die störenden Ohrgeräusche von alleine, wenn Sie sich und ihrem Gehör eine Ruhepause gönnen. Wenn die Unruhe im Ohr allerdings länger als 24 Stunden anhält, sollten Sie einen Arzt, bestenfalls einen Hals-Nasen-Ohrenarzt, aufsuchen. Denn je früher der akute Tinnitus behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit größer, einen chronischen Tinnitus zu verhindern.
Wie wird ein Tinnitus behandelt?
Liegt dem Tinnitus eine Erkrankung zugrunde, die sich therapieren lässt, verschwindet meist auch der Tinnitus im Zuge der Behandlung. Bei unbekannter Ursache ist die Therapie allerdings schwieriger. Vorranging geht es darum die Beschwerden zu lindern und Wege zu finden, trotz der Geräusche im Ohr, gut im Alltag zurecht zu kommen. Bewährt hat sich die sogenannte kognitive Verhaltenstherapie (KVT), bei der die Betroffenen lernen, den Alltag mit einem chronischen Tinnitus zu meistern. Dadurch wird die Unruhe im Ohr nicht weniger, aber die Lebensqualität verbessert sich in den meisten Fällen erheblich. Geht der Tinnitus mit einem Hörverlust einher, kommt gegebenenfalls ein Hörgerät infrage. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Medikamente, die die Behandlung unterstützen können. Ihr Arzt oder Apotheker wird Sie gerne ausführlich beraten.
Übrigens:
Aus rein medizinischer Sicht ist ein Tinnitus nicht schädlich, sofern ihm keine andere Erkrankung zugrunde liegt. Allerdings kann die permanente Lärmbelästigung mit der Zeit der Psyche enorm zusetzen. Je nach Schweregrad und vor allem, je nachdem, wie gut die Betroffenen - insbesondere mit einem chronischen Tinnitus - leben können, entscheidet man zwischen einem kompensierten und einem dekompensierten Tinnitus: Beim kompensierten Tinnitus bemerken die Patienten die Ohrgeräusche zwar, können aber so gut damit umgehen, dass keine weiteren Beeinträchtigungen auftreten. Der Leidensdruck ist gering oder nicht vorhanden und die Lebensqualität wird kaum beeinträchtigt. Bei Patienten, deren Tinnitus als dekompensiert eingestuft wird, haben die Ohrgeräusche hingegen Auswirkungen auf sämtliche Lebensbereiche. Das kann dazu führen, dass sich weitere Krankheiten, wie Angstzustände oder Depressionen, entwickeln. Der Leidensdruck ist für die Patienten sehr hoch und die Lebensqualität ist stark beeinträchtigt.
Leben mit Tinnitus
Nicht selten geht ein Tinnitus mit einer Depression einher. Denn wenn die Ohrgeräusche als so belastend empfunden werden, dass sie den Betroffenen den Schlaf rauben, entsteht ein Teufelskreis: Der Schlafmangel macht dünnhäutig, schwächt das Immunsystem und führt zu Stress, der wiederum den Tinnitus verstärken kann. Deshalb ist es immens wichtig, dass die Patienten selbst mit an ihrer Genesung arbeiten. Oberstes Ziel ist, dass die Betroffenen lernen, die Geräusche nicht mehr als so stark störend wahrzunehmen. Dazu bieten sich bestimmte Entspannungstechniken an, die es den Patienten ermöglichen, mehr auf die Geräusche der Umwelt zu achten, anstatt permanent in sich hineinzuhorchen. Auch technische Hilfsmittel, wie zum Beispiel künstlich erzeugtes Rauschen, sanfte Klänge oder Naturgeräusche können helfen, die eigene Unruhe im Ohr zu überdecken.