Gesundheitsblog November 2018
Wenn es im Intimbereich juckt und brennt
Es ist nicht unbedingt ein Thema, über das man – in diesem Fall aber eher: frau - gerne spricht. Verständlich, wenn es im Intimbereich juckt und brennt, dann ist das unangenehm und wird schnell zum Tabuthema. Zu Unrecht - und noch lange kein Grund zu übertriebener Sorge. Denn der Scheidenpilz ist weit verbreitet, bei drei von vier Frauen, so sagen es Gynäkologen, tritt er mindestens einmal im Laufe ihres Lebens auf. Die gute Nachricht: So schnell wie er gekommen ist, verschwindet er in den meisten Fällen auch wieder.
Er ist nur ein gewöhnlicher Hefepilz, hat aber einen eindrucksvoll klingenden Namen - Candida albicans. In den meisten Fällen ist er für die unangenehmen Symptome, insbesondere den lästigen Juckreiz, verantwortlich. Weitaus seltener können auch andere Arten des Pilzes wie Candida glabrata oder Candida tropicalis zu einer Infektion führen. Bemerkbar machen sie sich alle auf die gleiche Art und Weise. Einher mit dem Juckreiz geht zumeist ein Brennen im Intimbereich, Rötung und Schwellung der betroffenen Stellen und ein cremiger bis bröckeliger Ausfluss. Auch können Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs auftreten.
Dabei lebt ein Großteil aller Menschen – und zwar Frauen wie Männer gleichermaßen - ganz einträchtig mit dem Candida albicans zusammen. Bei ihnen befinden sich Pilze der Gattung „Candida“ dauerhaft auf den Schleimhäuten von Mund und Rachen, im Verdauungstrakt – und im Intimbereich. In schwacher Besiedlung ist sein Vorkommen dort völlig normal und verursacht keinerlei Beschwerden.
Probleme bereitet er erst, wenn der natürliche Abwehrmechanismus gegen unerwünschte Keime geschwächt wird. Dann beginnt der Candida albicans, sich rasant zu vermehren und - wie beim Scheidenpilz - die normale, schützende Scheidenflora der Frau zu verdrängen. Auf große Gegenwehr trifft er nicht, die Vagina bietet dem Hefepilz die besten Voraussetzungen zur Ausbreitung. Er gedeiht am besten in feuchter, sauerstoffarmer Umgebung und bei normaler Körpertemperatur.
Wie sich der Scheidenpilz ausbreitet
Es gibt unterschiedliche Faktoren, die dafür verantwortlich sein können, dass sich Candida-Pilze vermehren und eine Pilzinfektion hervorrufen. So können Hormonveränderungen, insbesondere eine erhöhte Östrogenkonzentration, die Scheidenflora beeinflussen. Sie kann aufgrund natürlicher Schwankungen bestehen, kommt aber vor allem vermehrt während der Schwangerschaft vor. In dieser Zeit ist das Risiko für eine Scheidenpilzinfektion wegen der hormonellen Veränderung also deutlich höher. Hier ist besondere Wachsamkeit geboten: Kommt es während der Schwangerschaft zu einer Pilzinfektion, ist eine schnelle Behandlung ratsam. Wird der Scheidenpilz nicht behandelt, kann er sich bei der Geburt auf das Kind, das noch nicht über eine ausreichende Immunabwehr verfügt, übertragen.
Die Scheidenpilzinfektion kann aber auch durch Einnahme der Anti-Baby-Pille oder von Hormonersatzpräparaten ausgelöst werden. Auch Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus begünstigen Pilzerkrankungen, ebenso Krankheiten, die eine Schwächung des Immunsystems nach sich ziehen. Darüber hinaus können Pilze durch ungeschützten Geschlechtsverkehr von einem Partner auf den anderen übertragen werden.
Bei der Verbreitung von Pilzen können zudem Medikamente eine Rolle spielen, insbesondere Antibiotika. Sie kommen zum Einsatz, um bestimmte schädliche Bakterien abzutöten - sie beschränken sich aber nicht nur auf diese. Nützliche Bakterien wie die Milchsäurebakterien können durch den Einsatz der Antibiotika ebenso betroffen sein. Das gibt den Pilzen Raum, um sich zu vermehren.
Nützliche Bakterien können außerdem durch übermäßige Hygiene im Intimbereich - zum Beispiel durch aggressive oder stark parfümierte Pflegemittel - zerstört werden, was ebenfalls die Entwicklung von Pilzen begünstigt. Nicht zuletzt kann auch falsche Kleidung eine Rolle spielen. Enge Kleidungsstücke und synthetische Stoffe führen zu Schwitzen und Wärmestau – und bieten somit ideale Voraussetzungen für Pilze.
Wie der Scheidenpilz behandelt wird
So unangenehm ein Scheidenpilz auch sein mag, in vielen Fällen ist er nicht besonders hartnäckig. Nicht jede Pilzinfektion muss deshalb mit Medikamenten behandelt werden. Ratsam ist aber in jedem Fall, dafür zu sorgen, dass sich der Pilz nicht weiter ausbreitet. Um dies sicherzustellen, sollten im Genitalbereich spezielle ph-angepasste Waschlotionen genutzt werden. Um dem Pilz die Umgebung zu nehmen, in der er sich besonders wohlfühlt, ist das Tragen von luftdurchlässiger Unterwäsche von Vorteil. Ebenso vorteilhaft ist es, die Schamhaare etwas zu kürzen.
Bringt dies keinen Erfolg, sollte der Scheidenpilz mit Antimykotika – das sind spezielle Medikamente gegen Pilze – behandelt werden, die in der Apotheke erhältlich sind. Sie werden zumeist in Form von Salben und speziellen Scheidenzäpfchen eingesetzt. Je nach Dosierung müssen die Medikamente ein bis sechs Tage verwendet werden. Tritt der Scheidenpilz zum ersten Mal auf, reicht eine kurze Behandlung in der Regel aus. Sollte nach drei Tagen aber keine Besserung eintreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Wird der Scheidenpilz konsequent behandelt, verläuft die Heilung in den meisten Fällen schnell und unkompliziert. In den meisten Fällen tritt eine Scheidenpilzinfektion nach ihrer Heilung nicht wieder auf. Hartnäckiger kann der Pilz werden, wenn Erkrankungen vorliegen, die seine Verbreitung begünstigen. Um zu verhindern, dass ein Pilz die Scheide erneut infiziert, ist es daher besonders wichtig, diese Erkrankungen zu behandeln und sonstige mögliche Risikofaktoren konsequent auszuschalten. Dies trägt dazu bei, chronische Scheidenpilze zu verhindern.
Tipps zur Vorbeugung
Die Pflege des Intimbereichs sollte regelmäßig und gründlich, aber keinesfalls übertrieben sein. Häufige Schaumbäder und parfümierte Seifen schaden dem natürlichen Schutzmechanismus der Scheide.
Verzichten Sie auf enganliegende, synthetische Kleidung. Verwenden Sie keine kunststoffbeschichteten Slip-Einlagen oder Binden.
Bei der Toilettenhygiene gilt es darauf zu achten, von vorne nach hinten zu wischen – niemals umgekehrt.
Wenn der Scheidenpilz häufig wiederkehrt, sorgen Sie für den Schutz und Erhalt des natürlichen Schutzmechanismus der Scheide. Hierzu können Sie Mittel einsetzen, die Milchsäurebakterien enthalten. Diese können einem Scheidenpilz vorbeugen, da sie die Schleimhaut der Scheide besiedeln und krankheitserregende Pilze verdrängen.